Wettbewerbs- und
Verfahrensmanagement
 

Realisierungswettbewerb Talstation Seilbahn Rüdesheim

In den Jahren zwischen 1877 und 1883 wurde das Niederwalddenkmal mit der »Germania« oberhalb der Stadt Rüdesheim am Rhein gebaut. Mit dem 38 m hohen Monument wollte man ein Andenken an den deutsch-französischen Krieg von 1870/71 und die Wiedererrichtung des Deutschen Kaiserreiches schaffen. Niederwald, zugehöriger Osteinscher Park, einer der frühesten landschaftlichen Parks des 18. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum, und Niederwalddenkmal

gehören zum Areal des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal, das sich von Rüdesheim bis Koblenz erstreckt. Das Niederwalddenkmal bildete den Grundstock für einen lebhaften Tourismus: jährlich besuchen rund 1,8 Mio. Besucher verschiedenster Nationalitäten den Ort. Um den zahlreichen Besuchern, die das Monument besichtigen wollten, gerecht zu werden, baute man eine Zahnradbahn, die ab 1884, als Vorläufer der heutigen Seilbahn, die Besucher durch die Weinberge zum Denkmal beförderte.

1954 löste die Seilbahn die Zahnradbahn ab. In Ihrem Jubiläumsjahr 2004 wurde die alte Bahn durch eine moderne Anlage ersetzt und der 30-millionste Fahrgast konnte begrüßt werden. Seit 2005 schweben die Besucher mit der neuen Bahn in größeren und bequemeren Kabinen zu dem Niederwald-Denkmal. Gleichwohl sind die Kabinen klein, für 2 Personen bemessen, zwei Kinder finden zusätzlich Platz. Dies ist Philosophie: es geht nicht um den schnellen, effizienten Transport großer Massen, sondern um eine emotionale Erlebniskomponente, um Ruhe und Individualität, Intimität, die den Weg zum Ziel macht, das erlaubt, über den Weinbergen schwebend die Alltagshektik zu vergessen.

Die Bergstation der Seilbahn wurde im Zuge der Arbeiten im Jahr 2004 vollständig erneuert. Die Talstation, mitten in der Rüdesheimer Altstadt gelegen, befindet sich weitestgehend noch im Originalzustand. Sie liegt - durch einen Platzraum rund 40 m zurückversetzt - an der zentralen Fußgängerachse, der Oberstraße. Das Gebäude selbst, bruchsteinverkleidet und hochaufgerichtet, passt sich in das denkmalgeschützte bauliche Umfeld sehr gut ein.

Es wurde jedoch den heutigen Anforderungen nach barrierefreier Erschließung und einer angemessenen Infrastruktur nicht mehr gerecht. Der Bahnsteig bzw. Ein-/Ausstieg zu den Kabinen für die Bergfahrt, rund 2 Geschosse über dem Zugang gelegen, ist nur über eine getrennte Zu- und Abgangstreppe mit je rund 40 Stufen zu erreichen. Auch der Platz, der der Talstation vorgelagert ist, ist von der Oberstraße durch 12 Stufen getrennt. Eine unzureichende Kurzrampe diente als Notlösung. Dieser Weg wurde von vielen Fahrgästen als sehr anstrengend empfunden, für andere ist er unüberwindbares Hindernis, womit ihnen die Nutzung der Bahn nicht möglich war. Auch die WC-Anlagen waren nicht barrierefrei zu erreichen.

Ein weiteres Manko der damaligen Situation bestand in der fehlenden Wahrnehmbarkeit des Seilbahnbetriebs. Zum einen liegt das daran, dass sie durch den - höher liegenden - Platz von der zentralen Fußgängerachse zurückversetzt war. An dieser Situation lies sich prinzipiell nicht allzu viel ändern. Wohl aber an der Zuordnung und Ausrichtung der Funktionen, insbesondere der Kasse, die damals seitlich angeordnet war und sich nicht der Stadt zuwendete.

 

Das Preisgericht tagte am 10. April 2013 unter dem Vorsitz von Herrn Prof. Ernst-Ulrich Scheffler (Architekt, Frankfurt a. M.) im Rathaus der Stadt Rüdesheim am Rhein

Es wurden folgende Preise vergeben:

1. Preis - schneider + schumacher Planungsgesellschaft mbH, Frankfurt am Main

2. Preis - Architekturbüro Sandra Schlotter, Geisenheim

3. Preis - H.S.D.ARCHITEKTEN BDA, Lemgo

Anerkennung - LOMA, Kassel

Anerkennung - A2f architecture, Berlin

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Auftraggeber:

Rüdesheimer Seilbahngesellschaft mbH

Realisierung:

Wettbewerb 2027 - 2013

Leistungsumfang:   

Wettbewerbs-
management

Strukturdaten: